Paul Kellermann | Foto: aau/Wallner

Paul Kellermann

Vom ordentlichen Universitätsprofessor zum Professor emeritus.

„Ich mag den Titel Emeritus gar nicht, weil er ja auch soviel wie `ausgedient´ heißt!“ monierte Paul Kellermann in seiner „Replik“ am Ende der Akademischen Stunde, die die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ihm zu Ehren aus Anlass seiner Emeritierung mit großem Programm gegeben hat. Und einen ausgedienten Eindruck macht der agile Soziologe in keiner Weise.

Die erste Bedeutung seines neuen Titels ab 1. Oktober lässt er sich der 68-Jährige schon eher gefallen: Meriten – Verdienste – hat der jüngste Emeritus in seinen 32 Jahren Universitätskarriere in Klagenfurt nämlich zahlreiche erworben. Nicht nur als Professor für Soziologie sondern auch als höchst engagierter Universitätspolitiker, der in fast allen Gremien auf Instituts-, Fakultäts- und Senatsebene, meist in leitender Funktion, mitwirkte und die Entwicklung der Universität kräftig mitbestimmte. So begründete er die Forschungskommission, war 12 Jahre deren Vorsitzender und konnte den Landeshauptmann von Kärnten von alljährlichen Dotationen für die Forschungsleistungen an der Landesuniversität überzeugen. Er war maßgeblich an der Ausprägung und Forcierung von Soziologie als Wissenschaftsdisziplin sowie der Einrichtung von Soziologie-Studien an anderen österreichischen Universitäten beteiligt. Selbst nennt er die von ihm 1988 anlässlich einer Gastprofessur initiierte und seit damals von ihm betreute Partnerschaft mit der University of Northern Iowa zu den größten persönlichen internationalen Erfolgen. Gene Lutz, Leiter des Center for Social & Behavioral Research in Iowa, bezeichnete ihn als „the shepherd of the partnership“ und überbrachte Kellermann ein „Certificate of Appreciation“ des dortigen Rektors.

Auch als so genannter Emeritus wird Kellermann weiter ungebremst forschend und lehrend tätig sein, von Verwaltungsaufgaben ist er zukünftig entbunden. Die Laudatoren waren sich aber einer Meinung: dass man auf ihn als Berater („Faculty Angel“, H.C. Mayr) nicht verzichten wolle und  weiter gerne auf seine breite Erfahrung als Hochschulforscher und –politiker zurückgreifen wolle.

In der Würdigung strich Fachkollege Ulrich Treichler von der Universität Kassel das umfassende Werk von über 100 Publikationen und seine Rolle als „wissenschaftlichen Mahner“  hervor und dankte ihm dafür, dass er im „Dreiklang von Wissen, Esprit und Beharrlichkeit bedeutende Anregungen geboten hat“.

Der Wiener Philosoph und frühere Rektor der Universität für Angewandte Kunst in Wien, Rudolf Burger hielt den Hauptvortrag der Veranstaltung zu Thomas Hobbes „Leviathan“ unter dem Titel „Der sterbliche Gott: Eine Bildbetrachtung“  vor einem großen Publikum, darunter vielen Vertreterinnen und Vertretern aus dem öffentlichen Leben.

PS: Dass Paul Kellermann ohne Krawatte erschien, war auch als Replik zu verstehen:
Bei seiner offiziellen ersten Vorlesung 1974 titelte nämlich eine Kärntner Zeitung völlig erstaunt “Antrittsvorlesung ohne Krawatte“…

Programm der Festveranstaltung Kellermann

Würdigung: Paul Kellermann UlrichTeichler

Remarks in Celebration of Paul Kellermann becoming Professor Emeritus