Die Zukunft der digitalen Video- und Audiokodierung zu Gast in Klagenfurt

77. MPEG-Arbeitstreffen

Warum ist es möglich, eine US-amerikanische Fernsehproduktion, die über den ORF ausgestrahlt wird, auf einem japanischen Fernsehgerät zu konsumieren? Die Antwort lautet: in der konsequenten Anwendung von internationalen Standards. Diese werden in zahlreichen, oft sehr zeitintensiven Arbeitstreffen der MPEG-Gruppe (Moving Picture Experts Group) entwickelt und verabschiedet. Um das beschriebene, völlig alltägliche Szenario zu verwirklichen, arbeiten alle Beteiligten der Multimedia-Wertschöpfungskette zusammen, vom Content-Produzenten über zwischen geschaltete Dienstleister (z.B. Fernsehstationen) bis hin zum Hersteller von Endgeräten.

Vom 17. bis 21. Juli 2006 war das Institut für Informationstechnologie (ITEC) der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Gastgeber eines solchen MPEG-Arbeitstreffens, übrigens schon zum zweiten Mal nach 2002, welche u. a. Standards im Bereich der digitalen Kodierung von Audio- bzw. Videodaten entwickelt.

MPEG-Standards werden täglich millionenfach und weltweit benutzt: Jedes Mal, wenn etwa eine .mp3-Datei (MPEG-1 Audio Layer 3) abgespielt oder eine Spielfilm-DVD (MPEG-2) eingelegt wird, verwendet man implizit MPEG-konforme Geräte. Diese Formate sind einige von MPEGs Aushängeschildern vergangener Tage, welcher aber noch immer mit sehr großem Erfolg eingesetzt werden. Der aktuelle Schwerpunkt der MPEG-Standardisierung liegt im Bereich skalierbarer Videoströme (engl. Scalable Video Coding; SVC) und der effizienten Kodierung von Videodaten aus unterschiedlichen Blickwinkeln (engl. Multi-view Video Coding; MVC) auf der einen Seite und der räumlichen Kodierung von Audiosignalen (engl. MPEG Surround) auf der anderen Seite. Einen weiteren aktuellen Schwerpunkt bildet die Standardisierung von Applikationsformaten (engl. MPEG Application Format; MAF), welche definieren, wie einzelne MPEG-Standards – z.T. auch Nicht-MPEG-Standards – für spezifische Applikationen (z.B. Musik-/Photoplayer oder Videoüberwachung) gemeinsam genutzt werden können.

Am 77. MPEG-Arbeitstreffen in Klagenfurt nahmen rund 350 Delegierte aus über 20 Ländern teil, davon 49% aus Asien und Australien, 37% aus Europa und 14% aus den USA. Aufschlussreich: Mit über 80 Teilnehmern war die koreanische Delegation am stärksten vertreten.

Das renommierte Klagenfurter Institut für Informationstechnologie beteiligt sich seit 2001 aktiv an der MPEG-Standardisierung, vor allem im Rahmen des MPEG-21-Standards. Nähere Informationen dazu finden Sie unter http://mpeg-21.itec.uni-klu.ac.at/.

Mehr Informationen:
– 77. MPEG-Arbeitstreffen in Klagenfurt: http://mpeg77.itec.uni-klu.ac.at/
– Die MPEG-Homepage: http://www.chiariglione.org/mpeg/