Rektor Mayr mit Ehrendoktor Josef Winkler | Foto: aau/Hoi

Ehrendoktorat an Schriftsteller Josef Winkler

Dem Kärntner Schriftsteller Josef Winkler wurde am 16. Oktober das Ehrendoktorat der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt verliehen.

Der Georg-Büchner-Preisträger Josef Winkler gehört zu den renommiertesten Autoren im deutschsprachigen Raum und seine literarischen Leistungen und Verdienste würdigt die Alpen-Adria-Universität mit dem Titel „doctor honoris causa“.

Josef Winkler wurde am 3. März 1953 in Kamering bei Paternion in Kärnten als sechstes Kind einer Bauernfamilie geboren. Nach der Volksschule besuchte er drei Jahre die Handelsschule in Villach, absolvierte später die Abendhandelsakademie in Klagenfurt und arbeitete tagsüber im Betrieb eines Verlages.

„Nur wenn ich schreibe, lebe ich“
Mit 18 Jahren bekam Josef Winkler eine Arbeit als Schreibkraft in der Verwaltung der Universität Klagenfurt (ehemalige Hochschule für Bildungswissenschaften) und meinte, er sei damals „vom Misthaufen in eine andere Welt“ gewechselt. „Ich habe hier Wissenschafter, also Kopfarbeiter, kennengelernt, das war etwas Wunderbares.“ Nach fast zwölf Jahren Tätigkeit an der Universität widmete er sich ausschließlich der Literatur und arbeitet seit 1982 als freier Schriftsteller und ist Universitätslektor an der Alpen-Adria-Universität.
Josef Winkler hat seit seinem achtzehnten Lebensjahr geschrieben, unablässig, mit unglaublicher Geschwindigkeit, Intensität und Umfang. „Nur wenn ich schreibe, lebe ich“, heißt es im Roman „Der Leibeigene“, und das gilt bis auf den heutigen Tag.

Bilderproduzierer
Laudator Klaus Amann würdigte das „Lebendigwerden“ im Schreiben des 56-Jährigen und beschreibt ihn als Bildersammler und Bilderproduzierer. Die visuelle Wahrnehmung und deren Verwandlung in ein Sprach-Bild, in eine Metapher, sind die Grundlage seines Schreibens: „ich bin“, schrieb er einmal, „mehr abhängig von dem, was ich sehe als von dem, was ich denke […] ich bin eine optische Substanz.“ Für Amann hat Winkler im Schreiben gebannt, woran er als Kind zu zerbrechen meinte. „Es gibt in der deutschsprachigen Literatur der letzten drei Jahrzehnte keinen anderen Autor von Rang, der so exzessiv über Tod und Sterben als immanenten Bestandteil des Lebens geschrieben hat wie er“, schildert ihn Amann.

Promotor Arno Bammé betonte in seiner Rede, dass Winkler der einzige Schriftsteller von internationalem Rang sei, der in Kärnten geblieben sei: „Er hält Kärnten aus und Kärnten hält ihn aus.“

In seiner Lesung „Dissertation“ zeichnete Josef Winkler mit dem Titel „Ich spreche keine Sprache nicht“ eindrucksvoll das Porträt von Chaim Soutine (1893 bis 1943), einem französischen Maler litauisch-jüdischer Abstammung.

Josef Winklers literarisches Wirken ist geprägt von längeren Aufenthalten in Italien, Indien und Mexiko, heute lebt Josef Winkler in Klagenfurt.

Auszeichnungen
Georg-Büchner-Preis (2008), Großer Österreichischer Staatspreis (2008), Franz-Nabl-Preis der Stadt Graz (2005), Alfred-Döblin-Preis (2001), Otto-Stoessl-Preis (2001), André-Gide-Preis (2000), Berliner Literaturpreis (1996), Bettina-von-Arnim-Preis (1995), Stadtschreiber von Bergen (1994/1995), Kranichsteiner Literaturpreis (1990), Anton-Wildgans-Preis (1980), Verleger-Preis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs 1979.

Veröffentlichungen
Der Katzensilberkranz in der Henselstraße (2009), Ich reiß mir eine Wimper aus und stech dich damit tot (2008), Roppongi. Requiem für einen Vater (2007), Leichnam, seine Familie belauernd (2003), Natura Morta. Römische Novelle, (2001), Wenn es soweit ist (1998), Domra (1996), Das wilde Kärnten (= Menschenkind, Der Ackermann aus Kärnten, Muttersprache) (1995), Das Zöglingsheft des Jean Genet (1992), Friedhof der bitteren Orangen (1990), Der Leibeigene (1987), Die Verschleppung (1983), Muttersprache (1982), Der Ackermann aus Kärnten (1980), Menschenkind (1979). Alle im Suhrkamp-Verlag Frankfurt/M.

 

Arno Bammé: Promotionsrede Winkler

Josef Winkler: „ICH SPRECHE KEINE SPRACHE NICHT“. Über den „peintre maudit“ Chaim Soutine

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