Peter Turrini | Foto: aau/Hoi

Ehrendoktorat an Dramatiker Peter Turrini

Dem Kärntner Dramatiker Peter Turrini wurde am 24. September 2010 das Ehrendoktorat der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt verliehen.

Der Dramatiker Peter Turrini ist einer der namhaftesten österreichischen Autoren der Gegenwart. Die Alpen-Adria-Universität würdigte Peter Turrinis hervorragende literarische Leistungen, knapp vor seinem 66. Geburtstag, mit dem Titel „doctor honoris causa“.

Theater als Ort der Wirklichkeit

Laudator und Literat Fabjan Hafner würdigte beeindruckend das literarische und künstlerische Schaffen von Peter Turrini. „Anfänger ist er schon längst keiner mehr, aber immer noch einer, der Neuanfänge nicht scheut. Ihm geht es um ausgleichende Gerechtigkeit und darum, Denkvorgänge anzuregen und Taten in Gang zu setzen“, schilderte Fabjan Hafner.

Turrini spricht nicht zu den Menschen, er „redet“ mit den Leuten. Denn: „Nicht der Künstler ist wichtig, sondern die Menschen, von denen er redet. Nicht die Kunst ist wichtig, sondern die Form, in der man mit möglichst vielen Menschen reden kann.“

Für Peter Turrini öffnet das Theater das Tor zur Wirklichkeit: „da kann man aus Lügen ausbrechen, aus den politischen und aus den Lebenslügen.“

Oliver Vitouch bezeichnete Peter Turrini in seiner Laudatio, die den Titel „Lebendige Verklärung des Peter Turrini“ trägt, als „Staatskünstler“ – im allerbesten Sinne des Wortes. „Er hat dem Staat, seinen Einrichtungen und AkteurInnen, seinen HonoratiorInnen, BürgerInnen und BewohnerInnen stets den Spiegel vorgehalten.“ Die Verleihung des Ehrendoktorats an Peter Turrini ist „fast schon eine Selbstverständlichkeit, ein programmatischer Akt der Selbstvergewisserung und des Nichtvergessens, wo und wofür man steht“, ist Vitouch überzeugt.

Peter Turrini widmete seine Ansprache den „Sprachen in Kärnten“ und richtete eine anmutende Bitte an die Menschen: „Noch immer gibt es viele, zu viele Kärntner, welche das Slowenische für minderwertig und die slowenische Sprache für entbehrlich halten. Ich bitte also diejenigen, die so denken und fühlen, ihr Denken aufzugeben.“

Die Promotion führte Dekan Albert Berger durch.

Peter Turrini

Peter Turrini wurde 1944 in St. Margarethen in Kärnten als Sohn eines italienischen Kunsttischlers und einer Steirerin geboren, wuchs in Maria Saal auf und war von 1963 bis 1971 in verschiedenen Berufen, u. a. als Stahlarbeiter, Werbetexter und Hotelsekretär tätig. Seit 1971 arbeitet Turrini als freier Schriftsteller und lebt in Kleinriedenthal bei Retz in Niederösterreich. Mit seinem ersten Theaterstück „Rozznjogd“ (Uraufführung 1971 am Wiener Volkstheater) wurde der Dramatiker schlagartig bekannt.

Peter Turrini schreibt seit über vierzig Jahren österreichische Theater-, Fernseh- und Literaturgeschichte, unverhohlen, parteiisch und gerade deshalb um Gerechtigkeit bemüht. Seine Mittel, seine Aufreger, sind heute integraler Bestandteil des literarischen Instrumentariums. Sein Spektrum ist beeindruckend breit: Es umfasst Lyrik, Erzählung, Roman, Kinderbuch, Rede, Aufsatz, Aufruf, Essay, Oper, Drehbuch und Drama. Seine Werke sind in über dreißig Sprachen übersetzt und werden weltweit gespielt.

Werke (eine Auswahl)

„Rozznjogd“ (1971), „Sauschlachten“ (Münchner Kammerspiele 1972), „Josef und Maria“, (Volkstheater Wien 1980), „Die Minderleister“ (Akademietheater Wien 1988), „Alpenglühen“ (Burgtheater Wien 1993), „Die Liebe in Madagaskar“ (Akademietheater 1998), „Die Eröffnung“ (Schauspielhaus Bochum 2000), „Ich liebe dieses Land“ (Berliner Ensemble 2001), „Da Ponte in Santa Fe“ (Salzburger Festspiele 2002), „Mein Nestroy“ (Theater der Josefstadt 2006), „Jedem das Seine“ (gemeinsam mit Silke Hassler, Stadttheater Klagenfurt 2007), „Die Wirtin“ (frei nach Goldoni, Neufassung;Theater der Josefstadt 2009).

Zusammen mit Wilhelm Pevny schrieb Turrini die Drehbücher zur sechsteiligen Serie „Alpensaga“ (Regie: Dieter Berner), die als Meilenstein der Fernsehgeschichte gilt und weltweit gesendet wurde. Als Librettist schuf er gemeinsam mit Friedrich Cerha die Oper „Der Riese vom Steinfeld“ (Auftragswerk der Wiener Staatsoper 2002).

Preise und Auszeichnungen (eine Auswahl)

Förderungsbeitrag des Wiener Kunstfonds der Zentralsparkasse Wien für Literatur (1971), Förderungspreis des Landes Kärnten für Literatur (1972), Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur (1976), Gerhart-Hauptmann-Preis der Freien Volksbühne Berlin (1981), Literaturpreis des Landes Steiermark (1999), Würdigungspreis des Landes Niederösterreich (2003), Würth-Preis für Europäische Literatur (2008), Nestroy-Ring der Stadt Bad-Ischl (2008), Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis (2010).

Rückfragehinweis

Mag. Lydia Krömer
UNI Services / Kommunikation und Presse
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
T + 43 463 2700 9301 oder 0664 839 88 73
E Lydia [dot] kroemer [at] uni-klu [dot] ac [dot] at
W http://www.uni-klu.ac.at/

CampusTV: Ehrendoktorrat Peter Turrini (Kamera/Redaktion: Sparouz/Sagmeister)

 

Peter Turrini: Rede anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorates
Oliver Vitouch: Laudatio auf Peter Turrini

Fabian Hafner: Laudatio auf Peter Turrini
Einladung zur Akademischen Feier