Josef Winkler auf der Suche nach der „Wahrheit in Literatur und Wissenschaft“ | Foto: aau/Puch

Auf der Suche nach dem wahren Satz.

Einen fulminanten Abend erlebte ein zahlreich erschienenes Publikum letzten Mittwoch an der Alpen-Adria-Universität.  Die Veranstaltungsreihe WISSEN SCHAFFT KULTUR lud zur 16. Vorlesung, die erstmals in Kooperation mit dem Musil-Institut und als Dialog stattfand und für die Radiosendung „Zeitgenossen im Gespräch“ aufgezeichnet wurde.  Ö1-Redakteur Michael Kerbler  begab sich mit dem Kärntner Schriftsteller und Büchner-Preisträger Josef Winkler auf die Suche nach der „Wahrheit in Literatur und Wissenschaft“.

Ob denn die Dichter lügen, wenn sie Geschichten erfinden, oder ob sie mit der fiktionalen Geschichte  die eigentliche Wahrheit präsentieren, wollte Kerbler eingangs wissen. Für die anderen und pauschal wolle er, Winkler, nicht reden, aber von sich selber  glaubt er, „dass er nie die Wahrheit sage“. Er stellte auch gleich klar, dass er über die Methoden der wissenschaftlichen Arbeit nicht reden könne, weil er davon nichts verstünde.  Außerdem müsse er als Dichter ja nichts belegen, „es geht um Form und Stil“. Er müsse nur sprachlich präzise sei und richtige, wahre Sätze finden. Die müssen seinen eigenen hohen Ansprüchen genügen. Es gehe in der Literatur immer um hohe Qualität, nur die habe auf Dauer Bestand, und die muss hart erarbeitet werden, man muss sich dafür  erst ausbilden: „Ich bilde mich, wenn ich ein gutes Buch lese“. Ausgerüstet mit einem Handzettel voller Zitate von Peter Handke verweist er immer wieder ihn und andere Dichterkollegen, an denen er sich in der Qualität orientiert. Von Konkurrenz kann aber keine Rede sein, denn gute „Schriftsteller stehen sich nicht im Wege, weil jeder seine eigene Sprache gefunden hat“.

Er sei ein Bildermensch, sagt Winkler. Eigentlich übertrage er immer nur Bilder in Sprache. „Ich kann nur in Bildern denken. Mich wundert, dass ich sprechen kann.“  Aber er brauche für das Schreiben auch bilderreiche Orte wie Varanasi oder Delhi, wohin er kommende Woche wieder hinfliegen wird. Frankfurt am Main sei für ihn keine anregende Umgebung, denn „dort sieht man nichts außer Frauen in schwarzen Strümpfen, die in Banken gehen – und das interessiert mich nicht!“

Unverzichtbar auch bei diesem Auftritt blieb Winklers obligater Rundumschlag auf die politischen Fehlentwicklungen im Land Kärnten, die nicht vorhandene Stadtbibliothek und das verschleuderte Geld für das Stadion: „Die täglichen  10.000 Euro Erhaltungskosten sollten besser in die Universität fließen.“ Auch wenn die Studierenden lange nicht mehr das seien, was sie zu seiner Zeit in den 1970ern als Schreibkraft an der Uni gewesen wären. Damals seien noch alle 800 Studierenden geschlossen für die gute Sache auf die Straße gegangen. Heute sind es 10.0000, und sie gehen leider nicht mehr demonstrieren, deshalb machen eine Handvoll Kärntner Politiker, was sie wollen, sie scheißen allen auf den Kopf!“

Die an diesem Abend nicht beantwortete Frage nach der Wahrheit in der Wissenschaft wird wohl einem der nächsten Gäste von WISSEN SCHAFFT KULTUR neu gestellt werden müssen. Die Reihe wird im Wintersemester fortgesetzt werden, eine Partnerschaft mit  Ö1 ist nicht ausgeschlossen.

Sendehinweis:

„Im Gespräch“  wird am kommenden Donnerstag, 27. Jänner um 21:00 auf Ö1 ausgestrahlt und am Freitag, 28. Jänner, um 16:00 wiederholt werden.
http://oe1.orf.at/programm/265631

Informationen zur  Reihe Wissen schafft Kultur: http://www.wsk.or.at/

 

Josef Winkler auf der Suche nach der „Wahrheit in Literatur und Wissenschaft“ | Foto: aau/Puch

Josef Winkler auf der Suche nach der „Wahrheit in Literatur und Wissenschaft“ | Foto: aau/Puch

 

Michael Kerbler im Ö1-Gespräch mit Josef Winkler | Foto: aau/Puch

Michael Kerbler im Ö1-Gespräch mit Josef Winkler | Foto: aau/Puch