Zur Lehrkraft geeignet?

WissenschaftlerInnen an der Alpen-Adria-Universität haben in internationaler Kooperation das Laufbahnberatungsprogramm „Career Counselling for Teachers“ entwickelt – und mittlerweile seit Jahren erprobt.

Die aktuelle bildungspolitische Debatte zeigt klar das Dilemma rund um Eignungstests für Lehramtsstudierende auf: Einerseits weiß man, dass es in absehbarer Zeit zu wenige Lehrkräfte geben wird, andererseits zeigen diverse Studien, dass zu viele LehrerInnen durch den Beruf überfordert sind, mit fatalen Folgen für sie selbst und ihre SchülerInnen. Dies zwingt die Planenden dazu, die Zugangssteuerung so zu gestalten, dass sie zwar schlecht geeignete Personen abhält, gut geeignete junge Menschen aber vermehrt zu einem Lehramtsstudium animiert.

Johannes Mayr vom Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt arbeitet bereits seit Jahren an Lösungen für das aktuell wieder umfangreich diskutierte Problem. Basierend auf Forschungen darüber, welche Kompetenzen zukünftige Lehrkräfte brauchen, hat er zusammen mit einem internationalen Team das Online-Beratungstool „Career Counselling for Teachers (CCT)“ entwickelt. Unter www.cct-austria.at werden unter anderem Selbsterkundungsverfahren für junge Menschen angeboten, die damit herausfinden können, ob sie günstige Voraussetzungen für ein Lehrerstudium und den Lehrerberuf mitbringen.

Welche persönlichen Voraussetzungen sind also am wichtigsten, wenn man Lehrerin oder Lehrer werden möchte? „Am wichtigsten ist die Freude daran, junge Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung und in ihrem fachlichen Lernen zu begleiten. Diese Aufgabe fällt dann leichter, wenn man kontaktbereit und psychisch ausgeglichen ist – und wenn man selbst gern und zielgerichtet lernt“, so Johannes Mayr zu seinen Forschungsergebnissen. Der Lehrerberuf sei ein anspruchsvoller, zugleich aber auch besonders befriedigender Beruf – wenn die individuellen Voraussetzungen für den Beruf gegeben sind.

Das Selbsterkundungsangebot CCT wird schon jetzt in Österreich, Deutschland und der Schweiz von zehntausenden Studieninteressierten genutzt. In Deutschland haben sich bisher alle Bundesländer, in denen eine Beratung vor Aufnahme des Lehrerstudiums obligatorisch ist, für CCT entschieden. In Österreich wird es von an allen Pädagogischen Hochschulen und mehreren Universitäten verwendet. Die Nutzungsvarianten reichen dabei vom verpflichtenden Ausfüllen der Fragebögen und dem Vorlegen einer Bestätigung bei der Immatrikulation bis zur Vorbereitung auf ein Eignungsgespräch.

„Sinnvollerweise schließt sich an die Bearbeitung von CCT ein von der Universität begleitetes Orientierungspraktikum an, in dem Studierende bereits im ersten Studienjahr konkret erproben können, ob ihnen der Lehrerberuf liegt; die Alpen-Adria-Universität leistet auch diesbezüglich Pionierarbeit. Falls es seitens der Bildungspolitik grünes Licht dafür gibt, lassen sich solche Erfahrungs- und Beratungsangebote mit selektiven Aufnahmetests nach finnischem Muster verbinden.“, führt Johannes Mayr aus.