Gehörlose lernen Englisch mit einem Online-Tool

Gehörlose Menschen haben andere Bedürfnisse beim Erlernen einer fremden (Schrift)Sprache als Hörende. Ein Projekt, in dem ein entsprechendes Online-Programm erarbeitet wurde, wurde nun im Rahmen des Lifelong Learning Awards 2011 ausgezeichnet. 

Genauso wie für Hörende ist die (Schrift)Sprache Englisch für gehörlose Menschen in Zeiten des internationalen Austausches immer wichtiger. Am Zentrum für Gebärdensprache und Hörbehindertenkommunikation (ZGH) an der Alpen-Adria-Universität haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den letzten Jahren ein Projekt koordiniert, in dem es darum ging, eine Unterstützung für das Erlernen der englischen Sprache zu entwickeln.

Das Ergebnis des internationalen Grundtvig-Projekts „SignOnOne – Beginners‘ English for the Deaf“ ist ein Online-Englischkurs. In sechs nationalen Gebärdensprachen als Unterrichtssprache (Isländisch, Katalanisch, Norwegisch, Österreichisch, Tschechisch und Ungarisch) können Menschen ohne Vorwissen grundlegende Englischkenntnisse erwerben. „Herkömmliche Sprachkurse zielen hauptsächlich auf Sprechen und Hörverständnis ab und sind dadurch Gehörlosen nur bedingt zugänglich; Gehörlose benötigen visuellen Zugang zu Informationen“, so Marlene Hilzensauer vom ZGH zu den Herausforderungen, die es für Gehörlose beim Fremdsprachenlernen zu bewältigen gilt.

Das Programm ist über www.signonone.eu kostenlos zugänglich und die zehn Lektionen enthalten Texte zu Alltagsthemen. Angeboten werden Übersetzungen, Erklärungen und Animationen sowie Videos eines britischen Native Speakers zum Lippenlesen. Die englische Grammatik wird über Videos mit gebärdeten Erklärungen vermittelt. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von interaktiven Übungen und Hilfestellungen. Die Hauptzielgruppe von „SignOnOne“ sind erwachsene Gehörlose.

Das Projekt wurde in Kooperation mit Institutionen in Island, Norwegen, Spanien, Tschechien und Ungarn durchgeführt. „SignOnOne“ war eines von drei nominierten Projekten für den Lifelong Learning Award 2011. Die Auszeichnung wurde am 2. Dezember 2011 unter anderem von Bundesminister Karlheinz Töchterle in Wien überreicht.