Erst 4 von 90 Umweltzielen umgesetzt. Materialverbrauch und Landnutzung steigen weiter.

In zahlreichen internationalen Konferenzen haben sich die politischen Kräfte in den letzten Jahren auf die 90 wichtigsten Umweltziele geeinigt. Die ambitionierten Ziele können aber nur erreicht werden, wenn verstärkte Maßnahmen gesetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt der  aktuelle Bericht des „United Environment Programme (UNEP)“. Forschungsergebnisse zur globalen Ressourcennutzung vom Institut für Soziale Ökologie sind wichtiger Teil des UNEP Berichtes.

Erklärungen zu gemeinsamen Klimazielen sind schnell unterschrieben, an der Umsetzung mangelt es aber häufig. Der bei der RIO+20-Konferenz vorgestellter Bericht zeigt nun auf, dass von den 90 wichtigsten Umweltzielen ein entscheidender Fortschritt nur bei vier von ihnen festgestellt werden kann. So ist es gelungen, die Produktion von Substanzen, die der Ozonschicht schaden, einzudämmen. Weitere Erfolge sind die Entfernung von Blei in Kraftstoffen, ein verbesserter Zugang zu sauberem Wasser und die Reduktion der Meeresverschmutzung. 40 weiteren Zielen ist man näher gekommen, hat sie aber noch nicht erreicht. Sehr kleinen oder gar keinen Fortschritt gab es laut dem UNEP-Bericht bei 24 Zielen, darunter sind der Klimawandel, die problematische Situation der Fischbestände, die Wüstenbildung und die Dürre zu nennen. Der fünfte globale Umweltbericht „Global Environmental Outlook (GEO-5)“ zitiert zentrale Forschungsergebnisse des Instituts für Soziale Ökologie an der Alpen-Adria-Universität.

Das Institut für Soziale Ökologie ist eine der weltweit führenden Institutionen die sich mit der Erfassung und Analyse globaler Ressourcennutzung befassen. Insbesondere Materialverbrauch und Landnutzung werden in Wien untersucht. Das Team Soziale Ökologie konnte zeigen, dass sich der Materialverbrauch unserer Gesellschaft in den letzten 100 Jahren von 7 auf 70 Mrd. Tonnen pro Jahr verzehnfacht hat. „Bei fossilen und mineralischen Rohstoffen gibt es eine enge Koppelung an die ökonomische Entwicklung. Nach einer gewissen Stagnation im globalen pro Kopf Verbrauch von Materialien, gab es in den letzten zehn Jahren aber eine neue Beschleunigung“ erklärt Fridolin Krausmann. „Wenn dieser Trend anhält, wird sich der Materialverbrauch bis 2050 noch einmal verdoppeln.“

Eine gesellschaftliche Schlüsselressource ist Biomasse. Deren Verbrauch stieg in der Vergangenheit mit der Bevölkerung. Bevölkerungswachstum, steigender Fleischverbrauch und Bioenergie lassen aber auch hier eine überproportionale Steigerung der Nachfrage erwarten. Durch Landnutzung eignet sich der Mensch heute bereits ein Viertel der weltweiten Biomasseproduktion an. Ein bisher wenig beachteter Faktor ist dabei die Bodendegradation in ariden Regionen. Erstmals konnte gezeigt werden, wie sehr sich die Böden vor allem in der Sahelzone, in ariden Regionen Chinas und der ehemaligen Sowjetunion verschlechtern und dass dadurch bis zu 50% der Pflanzenproduktivität verloren gehen.

Der Bericht warnt davor, dass es zu irreversiblen Veränderungen der lebenserhaltenden Funktionen des Planeten kommen würde, wenn nicht dringend neue Wege in der Umsetzung der Umweltziele beschritten werden. Die Wende sei, so die Autorinnen und Autoren, noch möglich: Mit ehrgeizigen Maßnahmen könne man das Ruder noch herumreißen.

Der Bericht ist zu finden unter: http://www.unep.org/geo/geo5.asp

Krausmann, F., Gingrich, S., Eisenmenger, N., Erb, K.H., Haberl, H. and Fischer-Kowalski, M. 2009. Growth in global materials use, GDP and population during the 20th century. Ecological Economics 68, 2696–2705.

Zika, M. and Erb, K.H. 2009. The global loss of net primary production resulting from humaninduced soil degradation in drylands. Ecological Economics 69, 310–318.

 

Fridolin Krausmann | Foto: Pilo Pichler

Fridolin Krausmann | Foto: Pilo Pichler