Katarina Kožlak (23.11.1920-05.02.1945) aus Ebriach/Obirsko wurde gegen Kriegsende von Polizeieinheiten vor ihrer Haustüre erschossen | Foto: SZI/SWI

Rund 540 Nazi-Opfer unter den Kärntner SlowenInnen

In einem Forschungsprojekt hat Brigitte Entner Daten zu Kärntner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung erhoben. Die Schicksale dieser Menschen werden in einem Gedenkbuch zusammengefasst.

„Wer war Klara aus Šentlipš/St. Philippen?“, so die Titelfrage der Historikerin Brigitte Entner für ihr im April erscheinendes Buch. Auf diese Klara ist Entner bei der Lektüre einer Textsammlung von Milka Hartmann gestoßen. Dort wird in einem schon 1946/47 im Slowenischen erschienen Text auf die Person Bezug genommen, die nur ein Beispiel für die zahlreichen Kärntner Sloweninnen und Slowenen ist, die für die Befreiung vom nationalsozialistischem Regime gekämpft haben.

Einen weiteren Ausgangspunkt der Forschungsarbeit stellte das mangelnde Wissen von Geschichte-Lehrkräften über die Verfolgung von Kärntner SlowenInnen in der NS-Zeit dar. Die Volksgruppe war durch die bestrebte Germanisierung in Kärnten stark bedroht. Viele zeigten sich aber in den ersten Jahren als loyal. „Erst nach der zwangsweisen Aussiedelung von 220 kärntner-slowenischen Familien ‚blühte‘ der Widerstand auf, zuvor wurden aber schon überraschend viele Kärntner Slowenen und Sloweninnen Opfer der Verfolgung, z.T. wegen (vermeintlicher) politischer Betätigung, Wehrdienstverweigerung, aber auch weil sie als Sozialfälle eine Belastung für die jeweiligen Gemeinden darstellten. Unter den Opfern finden wir auch Personen, die einen ‚zu menschlichen‘ Umgang mit ZwangsarbeiterInnen pflegten“, so Entner. Rund um den Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner gilt es, auch diese Opfergruppe ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Ursprünglich ging man von ca. 300 Opfern aus. Diese Zahl stammt aus dem Bericht der Historikerkommission hinsichtlich des Schicksals der Kärntner SlowenInnen, der als Projekt über das Institut für Geschichte unter der Mitarbeit u.a. von Valentin Sima, Augustin Malle und Brigitte Entner erarbeitet wurde.

Diese Zahl hat sich durch die Recherchen von Entner in Archiven nun deutlich auf rund 540 Männer, Frauen und Kinder erhöht. Nicht erfasst werden für das Projekt jene, die den Euthanasiemaßnahmen zum Opfer gefallen sind. Laut den Studien des Historikers Helge Stromberger dürften sich unter den Kärntner Euthanasieopfern weitere ca. 150 Slowenisch sprechende Kärntner und Kärntnerinnen befinden.

Das Buch von Brigitte Entner, die als externe Lektorin am Institut für Geschichte der Alpen-Adria-Universität und als Mitarbeiterin des Slowenischen wissenschaftlichen Instituts in Klagenfurt arbeitet, wird im April anlässlich der 70. Wiederkehr des Jahrestags der Hinrichtung von 13 Kärntner SlowenInnen vorgestellt. Sie schildert darin die Lebensgeschichten von Opfern, indem sie vorwiegend auf Familienverbände und regionale Zusammenhänge blickt. „Denn“, so Entner, „die Verfolgung war kein individuelles, sondern ein kollektives Phänomen.“

Das Projekt wurde vom Nationalfonds und vom Zukunftsfonds der Republik Österreich unterstützt.

 

Brigitte Entner | Foto: aau/KK

Brigitte Entner | Foto: aau/KK

 

Katarina Kožlak (23.11.1920-05.02.1945) aus Ebriach/Obirsko wurde gegen Kriegsende von Polizeieinheiten vor ihrer Haustüre erschossen | Foto: SZI/SWI

Katarina Kožlak (23.11.1920-05.02.1945) aus Ebriach/Obirsko wurde gegen Kriegsende von Polizeieinheiten vor ihrer Haustüre erschossen | Foto: SZI/SWI