Schuldenschnitt oder nicht – was ist günstiger für eine Währungsunion?

Wer soll die durch den Crash des Bankensystems Zyperns entstehenden Staatsschulden bezahlen? Die Gläubiger der zypriotischen Banken oder die Staaten der Europäischen Union mit einem Schuldenschnitt? Reinhard Neck und Dmitri Blüschke (Institut für Volkswirtschaftslehre) haben mögliche gesamtwirtschaftliche Entwicklungen einer Währungsunion in einem dynamischen Modell berechnet.

Für ihre Berechnungen verwenden die Volkswirte ein dynamisches Modell einer Zwei-Länder-Währungsunion. So beobachten sie Auswirkungen eines Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, den daraus resultierenden Anstieg der Staatsverschuldung und die Folgen eines Schuldenschnitts für einen Mitgliedsstaat oder den Staatenverbund. Im Modell verfolgen die Regierungen der teilnehmenden Länder nationale Strategien in der Finanzpolitik, während eine gemeinsame Zentralbank unionweite Ziele erreichen möchte. Die angenommene Gemeinschaft ist asymmetrisch, bestehend aus einem Kern mit anfänglich geringerer öffentlicher Verschuldung und einer Peripherie mit höherer anfänglicher Verschuldung.

„Auf Basis dieser Grundannahmen, die sich auf die momentane Situation des Euroraums beziehen, haben wir berechnet, welche Folgen ein teilweiser Schuldenerlass für die Kern- und Peripherieländer hätte“, erklärt Dmitri Blüschke. Dazu haben sie den so genannten OPTGAME-Algorithmus angewandt, mit dem sich die Dynamik zwischen Regierungen und Zentralbank abbilden lässt.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein Schuldenschnitt nachteilige Folgen für die gesamte Währungsunion hätte: Betroffen wären Kernländer wie Deutschland ebenso wie Peripherieländer wie Griechenland oder Zypern. Ein Grund dafür, dass auch ein Land Nachteile hätte, dem die Staatsschulden teilweise erlassen werden, sind die Anreize zu weiterer Verschuldung aufgrund eines Schuldenschnitts “, so Reinhard Neck. Für die Gesamtsituation der Europäischen Union lasse sich aus den Berechnungen schließen, dass eine europaweit koordinierte Fiskal- und Geldpolitik gegenüber einer nicht-kooperierenden, nationalbasierten Politik zu bevorzugen sei.  Blüschke dazu: „Dazu braucht es natürlich ein starkes und glaubwürdiges Engagement aller Mitglieder und effektive Mechanismen, mit denen die Regeln überwacht werden.“

 

Dmitri Blüschke | Foto: Furgler

Dmitri Blüschke | Foto: Furgler

 

Reinhard Neck | Foto: aau/Puch

Reinhard Neck | Foto: aau/Puch