Grete Stern (Filmausschnitt "Aspangbahnhof 1941") | Foto: aau/KK

Forschungsprojekt und Film über Wiener Jüdinnen und Juden im Getto Litzmannstadt

Angelika Brechelmacher (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) und Martina Aichhorn rollen in ihrem Dokumentarfilm „Aspangbahnhof 1941 – Geschichte einer Frauenfreundschaft“ die Lebensgeschichten von zwei jungen Frauen auf, die von Wien nach Łódź und später nach Auschwitz verschleppt wurden und überlebten.

Hella Fixel und Grete Stern kamen im Oktober 1941 mit ihren Familien ins Getto Litzmannstadt. Beide Frauen verlieren alle ebenfalls deportierten Familienangehörigen im Getto und lernen einander im Viehwagon, in dem sie nach Auschwitz transportiert werden, kennen. Für die Videodokumentation führte das Projektteam biographische Interviews, die vom Arbeitsalltag im Getto, den Schrecken in Auschwitz, der Zwangsarbeit in den Kruppwerken und der Rückkehr nach Wien erzählen. „Sie geben Zeugnis von Erlebnissen, die ‚eigentlich unbeschreibbar‘ sind und für Außenstehende niemals in ihrer Gesamtdimension erfassbar sein werden“, so Projektleiterin Angelika Brechelmacher (Institut für Wissenschaftskommunikation und Hochschulforschung). Die Dokumentation ist eine Kooperation der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, dem Institut für Toleranz (Łódź) und „ARGE grenzen erzaehlen“. Sie wurde vom Österreichischen Kulturforum in Warschau, dem Zukunftsfonds der Republik Österreich, dem Forschungsrat der AAU und der Stadt Wien finanziert.

Zwischen dem 15. Oktober und dem 2. November 1941 wurden 4.999 jüdische Österreicherinnen und Österreicher vom Aspangbahnhof im 3. Wiener Gemeindebezirk nach Radegast, dem Bahnhof in Łódź verschleppt. Sie wurden im bereits überfüllten Getto Litzmannstadt unter unvorstellbaren Bedingungen untergebracht. Viele überlebten den extrem kalten Winter nicht. Im Mai 1942 wurden mehr als 3.000 von ihnen ins Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) gebracht und ermordet. Unter dem Druck der anrückenden Roten Armee wurde das Getto im August 1944 geräumt. Nur 34 der aus Wien nach Litzmannstadt verschleppten Menschen erlebten die Befreiung.

Der Film ist Teil des Forschungsprojekts „POST 41 – Biografien und Postkarten von Wiener Jüdinnen und Juden im Getto Litzmannstadt 1941-1944“, das die Schicksale von nach Łódź verschleppten Wiener Jüdinnen und Juden dokumentiert. In Form einer Ausstellung und eines Gedenkbuches werden 15 Lebensgeschichten, zahlreiche Dokumente aus der Gettoverwaltung, Fotografien und Postkarten einer breiten Öffentlichkeit in Wien und Łódź zugänglich gemacht. Rund 3.200 Nachrichten an Verwandte, Freunde, Nachbarn in Wien und anderen Städten Europas befinden sich in Form von Postkarten im Staatlichen Archiv von Łódź.

Das Projekt wurde als eines der besten Projekte des EU-Programms „Europa für Bürgerinnen und Bürger“ ausgezeichnet und in „Best of – Europa für Bürgerinnen und Bürger 2007 – 2013“ veröffentlicht.

 

 Grete Stern (Filmausschnitt "Aspangbahnhof 1941")

Grete Stern (Filmausschnitt „Aspangbahnhof 1941“)

 

 Hella Fixel (Filmausschnitt "Aspangbahnhof 1941")

Hella Fixel (Filmausschnitt „Aspangbahnhof 1941“)